Die Einzelausstellung der Künstlerin Renate Haffner fand in der Galerie Oberstdorf im Oberallgäu statt. Vom 20. bis zum 30. Mai 2021 zeigte die Malerin unter dem Titel „Strukturen der Natur“ ihre aktuellen Arbeiten auf Leinwand. Die in München lebenden Künstlerin verwendet unterschiedliche, experimentelle Maltechniken und neben Acrylfarbe auch Material wie Beize, Bitumen, Strukturpaste oder Öl. Ihre Bilder besitzen eine leuchtenden Farbigkeit und laden zum freien Assoziieren ein.
In der Ausstellung „Strukturen der Natur“ stellt die Künstlerin Renate Haffner neue Arbeiten aus den Jahren 2020/21 vor. Die Bilder lassen sich zwei verschiedenen Werkgruppen und sehr unterschiedlichen Maltechniken zuordnen. Durch diesen Kontrast in der Herangehensweise werden aber auch die Konstanten in der Arbeit der Künstlerin sichtbar: das Leuchten der Farbe, das Kitzeln der Netzhaut. Was Marcel Duchamp abfällig über die Malerei als „retinaler Kunst“ (retina=Netzhaut) beschreibt, dass sie überwiegend nur auf das Auge einwirkt, statt Vorstellungen oder Verknüpfungen von Bedeutung im Denken zu bewirken, wird bei Renate Haffner zu einer Befreiung von intellektuellem Ballast und Sinnhaftigkeit.
Die fortlaufende Serie „Intarsien“ (seit 2013) besteht aus quadratischen Acrylbilder auf Leinwand. In vielen Schichten trägt die Künstlerin Strukturen übereinander, so dass eine neue informelle Bildkomposition entsteht. Die gebrochenen, unreinen Farbflächen werden mit leuchtenden Farbelementen kontrastiert und bringen den Bildraum zum Vibrieren. Das Motiv der Rindenstruktur wird von der natürlichen Färbung und der gewohnten Wahrnehmung entfernt. Damit wird dem Betrachter die Möglichkeit zu einer neuen Annäherung an die Natur geboten – jenseits von romantisierenden Naturkitsch.
Die neue Serie „Erosionen“ knüpft an die Arbeiten „Informelle Studien“ von 2017 an, inspiriert durch die Auseinandersetzung mit der informellen Malerei der 50iger und 60iger Jahre. In dieser Werkgruppe konfrontiert die Künstlerin Renate Haffner den Betrachter mit einer neuen und für sie bisher ungewöhnlichen Arbeitstechnik. Statt mit dem Pinsel die Motive in einem sehr kontrollierten Prozess auf die Leinwand zu übertragen, findet hier plötzlich ein Ereignis statt: Farbe wird verschüttet, spritzt und verläuft, sickert ein, trocknet. Die Spritzer und Pfützen zeugen von einem konkreten Moment in der Zeit. Sie sind die Spuren an einem Tatort.
Die „Strukturen der Natur“ werden in diesen Bildern nicht dargestellt, sondern im Arbeitsprozess nachvollzogen, sozusagen in Farbe simuliert. Die Texturen an der Bildoberfläche erzählen vom Fließen und Vertrocknen, von Erosion und Ablagerung. Es sind die elementaren Abläufe und Aggregatzustände der Natur, die hier in einer leuchtenden Farbigkeit erstarrt sind und zum freien Assoziieren einladen.